Musterbrief 1

Betreff: Abstimmung des EU-Parlaments zur Sommerzeitverordnung

Sehr geehrte Frau / Herr …

Sehr geehrte Frau Abgeordnete / Herr Abgeordneter …

Sie werden in Kürze im EU-Parlament darüber abstimmen, ob die derzeitige Sommer-Zeit-Verordnung mit einer Verstellung der Uhren auf die sogenannte “Sommerzeit” Ende März und einer Rückstellung auf die biologisch sinnvolle Normalzeit Ende Oktober beibehalten oder abgeschafft werden soll. Da Sie auch mich in diesem Parlament vertreten, gehe ich davon aus, daß Sie meine Meinung zu diesem Thema interessiert.

Ich möchte Sie hiermit auffordern, im Sinne der breiten Initiative unter Beteiligung zahlreicher Bürger und Abgeordneter aus Ländern wie Finnland, Polen, Ungarn, Tschechien, Belgien, Holland und Frankreich, aber natürlich auch aus Deutschland, bei der Abstimmung für eine dauerhafte Beibehaltung der Normalzeit zu stimmen.
Bitte beenden Sie das längst als sinnlos entlarvte Verstellen der Uhren und die gesundheitsgefährdende siebenmonatige Verschärfung des „sozialen“ Jetlags durch die so genannte “Sommerzeit”. Weite Teile der europäischen Bevölkerung leiden unter den negativen Folgen dieser Maßnahme – mich eingeschlossen. Der einst erhoffte wirtschaftliche Nutzen der Uhren-Verstellung hat sich nicht eingestellt. „Gemessen an der Zielsetzung des Stromsparens ist die Sommerzeit ein Flop“, schreibt die Neue Zürcher Zeitung über die Resultate einer neuen Metaanalyse zum Thema (https://www.nzz.ch/wirtschaft/die-sommerzeit-ist-ein-flop-ld.1335861).

Es mag wichtigere Probleme auf dieser Welt geben als die erzwungene Verstellung der Uhren. Aber es gibt auch nur wenige Dinge, die leichter zu ändern sind!
Ihr Parlament und die EU-Kommission müßten einfach nur beschließen, die Uhren nicht mehr zu verstellen. Es gäbe überhaupt keinen weiteren Aufwand. Nichts müßte mehr geschehen. Es sparte sogar Geld: Direkt, weil die Umstellungskosten wegfallen. Und indirekt, weil die überwiegende Mehrheit der europäischen Bevölkerung (ca. 70 – 80 Prozent) daduch gesünder, kreativer, besser gelaunt und ausgeschlafener wäre (und der Rest hätte keinen Schaden)!
Allein die Kosten, die das Gesundheitssystem einspart, werden immens sein. Und auch die Wirtschaft wird profitieren. Das ergibt sich zwangsläufig aus den Erkenntnissen der Chronobiologie – einer Disziplin, deren Vertreter sicher nicht ohne Grund gerade den Medizin-Nobelpreis erhalten haben (PM: https://www.nobelprize.org/nobel_prizes/medicine/laureates/2017/press.html).

Chronobiologen haben herausgefunden, daß unsere inneren Uhren sich darauf einstellen, wann die Sonne ungefähr am höchsten Punkt steht. Daran ändert sich durch die Uhrenverstellung nichts. Was sich ändert, ist, daß wir in der sog. „Sommerzeit“ eine Stunde früher aufstehen und abends nur selten eine Stunde früher einschlafen können, da es zu lange hell ist. genau das nennt man einen „sozialen“ Jetlag, und der ist ungesund (siehe: Till Roenneberg: Wie wir ticken (Dumont); http://www.haz.de/Nachrichten/Wissen/Uebersicht/Wie-die-Sommerzeit-den-Koerper-beeintraechtigt oder https://link.springer.com/article/10.1007/s15006-017-9248-7).

Hinzu kommen – wie Sie sicher wissen – die direkten Folgen der Uhren-Verstellung. In den Tagen danach häufen sich Verkehrsunfälle, Arztbesuche und Herzinfarkte. Vermutlich ist im März der Schlafmangel wegen der verkürzten Nacht daran schuld, denn es gibt Hinweise, daß die Rückstellung im Oktober sogar positive Effekte hat, etwa eine Verringerung der Herzinfarktrate in den kommenden Tagen. Schwerer wiegt allerdings die Verstärkung der ohnehin schon negativen Folgen des schlafgefährdenden Lebens in der 24/7-Gesellschaft durch die sog. „Sommerzeit“, die im Grunde sieben Monate anhält und nichts mit der eigentlichen Umstellung zu tun hat (Peter Spork: Wake up! Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft (Hanser);
http://www.peter-spork.de/100-0-Schonzeit-fuer-Eulen.html).

Normalerweise wird argumentiert, wir würden uns ja auch auf Fernreisen sehr schnell an eine Umstellung um eine Stunde anpassen. Doch dabei handelt es sich tatsächlich um eine biologisch gewollte und äußerst sinnvolle Anpassung unserer inneren Uhren an die äußere Zeit, vorgegeben durch den Lauf der Sonne. Genau der Umstand, daß uns das so gut gelingt, belegt deshalb das Gegenteil von dem, was er belegen soll: Er zeigt, wie schwer es vielen Menschen fallen muß, sich an die sog. „Sommerzeit“ zu gewöhnen. Diese ist nämlich eine Verstellung der Uhren, OHNE DAß die Sonne Ihren Lauf verändert.

Die unerträgliche Uhren-Verstellung auf die so genannte “Sommerzeit”, für deren Abschaffung Sie demnächst stimmen dürfen, entspricht also einer Flugreise in eine andere Zeitzone, bei der man leider vergessen hat, die Uhr umzustellen und deshalb permanent zur falschen Zeit aufsteht und zu Bett geht. So dumm ist doch niemand!

Mit freundlichen Grüßen,