Sinkende Lebenszufriedenheit durch Sommerzeit

Ökonomen an der Friedrich-Alexander-Universität von Erlangen-Nürnberg haben 2015 eine Studie veröffentlicht, die auf den Daten einer Längsschnittbefragung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und einer britischen Langzeitstudie basiert. Als Ergebnis kam dabei heraus, dass die Lebenszufriedenheit sogleich während der ersten Woche nach dem Vorstellen der Uhr auf die Sommerzeit signifikant sinkt.

Es seien vor allem die Eltern kleiner Kinder, die erhebliche Probleme mit der Umstellung auf die Sommerzeit haben. Die Rückstellung der Uhr im Herbst auf die Normalzeit ist dann übrigens kein Zufriedenheitsbooster.

Bereits im Jahre 1916 wurde die Zeitumstellung in England auf Initiative von William Willett erstmalig eingeführt. Es war kein Geringerer als Winston Churchill, der sie für eine großartige Reform hielt, von der er versprach, dass sie den Menschen einen Zugewinn an Glück und Gesundheit bringen würde.

Die Daten des SOEP und der britischen Langzeitstudie „Understanding Society“ (ehemals „British Household Panel“) wurden von den Autoren der oben genannten Studie folgendermaßen interpretiert: Erst in der zweiten Woche, nachdem die Zeit im Frühjahr vorgestellt wurde, nähert sich die Lebenszufriedenheit zumindest in England und Deutschland dem ursprünglichen Niveau wieder langsam an.

Die festgestellte temporäre Unzufriedenheit ist nicht nur eine Folge der erforderlichen körperlichen Anpassung, sondern hat auch eine erhebliche psychologische Komponente. Das hat damit zu tun, dass die Menschen ihre wenige Freizeit nicht gern beschränken lassen wollen, was eben für junge Eltern in besonderer Weise gilt.

Die Autoren schließen daraus, dass hier die Arbeitgeber gefragt sind. Sie könnten oder sollten ihren Mitarbeitern nach der Zeitumstellung deutlich mehr zeitliche Flexibilität zugestehen, wenn es nicht möglich ist, auf das Drehen an der Uhr ganz zu verzichten.

Details zur Studie

Ausgewertet wurden die Angaben von mehr als 29.600 Personen, die innerhalb der 20 Jahre zwischen 1984 und 2004 im SOEP zur Zeitumstellung befragt worden sind. Mit einbezogen wurden noch die Angaben der fast 9.000 Teilnehmer an der Haushaltspanelstudie „Understanding Society“*, die einige Jahre später zwischen 2009 und 2012 erhoben worden sind. Für die Studie wurden allerdings nur jene Angaben verwendet, die von Personen eingebracht wurden, die jeweils innerhalb von Zeitintervallen zwei Wochen vor bis zwei Wochen nach der Umstellung auf Sommerzeit befragt wurden.

* Gestartet war die Befragung durch das „British Household Panel“.

Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP)

Es handelt sich dabei um die größte und zugleich am längsten durchgeführte multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Innerhalb des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW mit Sitz in Berlin ist das SOEP Teil der deutschen Forschungsinfrastruktur unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft und wird von Bund und Ländern gefördert.

Seit 1984 werden für das SOEP jedes Jahr mehrere Tausend Personen befragt. Dazu beauftragt wurde das Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung. Das SOEP erhebt dabei Daten über die Einkommen, die Art der Erwerbstätigkeit, die Bildung, die Gesundheit und die Lebenszufriedenheit. Es werden jedes Jahr extra dieselben Personen befragt mit dem Ziel, neben den längerfristigen gesellschaftlichen Trends auch gruppenspezifische Entwicklungen von Lebensverläufen analysieren zu können.

Bei den Befragungen zur Lebenszufriedenheit wird eine Skala von 0 bis 10 zugrunde gelegt. Null bedeutet hierbei „ganz und gar unzufrieden“, während zehn ein „ganz und gar zufrieden“ markiert. Um umfassende und belastbare Aussagen über die Lebensqualität und deren Änderung in unserem Land machen zu können, muss neben den objektiv messbaren und belegbaren Lebensbedingungen unbedingt auch die subjektiv empfundene Lebenszufriedenheit in die Bewertung mit einfließen.

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Quellen: Kuehnle, Daniel and Christoph Wunder (2015): Using the life satisfaction approach to value daylight savings time transitions. Evidence from Britain and Germany. SOEPpaper Nr. 744, Berlin

Beitragsbild: 123rf.com – Sergey Nivens

Dieser Beitrag wurde am 27.06.2021 erstellt.